Was sind Cookies und wofür?
Auch wenn sie so übersetzt werden, leckere Kekse sind Cookies leider nicht. Es handelt sich dabei um kleine Dateien, die Daten zur Wiedererkennung enthalten. Diese werden beispielsweise von Internetseiten auf dem Computer gespeichert, damit sich nicht bei jedem Aufruf Nutzer:innen neu einloggen müssen oder bestimmte Einstellungen wieder vornehmen müssen.
Aber sie dienen auch dazu, Eigenschaften und Interessen der User zu speichern und über viele Seiten hinweg das Surfverhalten zu speichern. Daraus lässt sich dann nicht nur personalisierte Werbung generieren …
Alles nur halb so schlimm? Du hast nichts zu verbergen?
Wie wäre es mit einem Beispiel. Nehmen wir einfach einmal folgende Person – sie surft ohne Sicherheitsmaßnahmen im Netz. Folgende Daten können relativ einfach erhoben werden:
- wohnt in Berlin
- surft am Laptop Modell XY einer bestimmten Marke
- Verwendet eine veraltete Windows-Version
- Nutzt Whatsapp im Browser
- Surft mit Google Chrome
- Hat heute drei Fetisch-Pornos geschaut
- Hat bei Grindr ein Treffen ausgemacht
- Nutzt täglich TikTok und Instagram
- Folgt Politiker·innen der Grünen, CDU und Die PARTEI und liked deren Beiträge
- Diskutiert auf Twitter mit Hashtags zum Thema Geflüchtete und Sozialpolitik
- Hat diese Woche Geld für BDSM-Zubehör und CBD-Öl ausgegeben
- Sucht auf Google nach Symptomen für Angstattacken und braunen Flecken auf der Haut
- liest regelmäßig ZON, SPON, Tagesschau und Netzpolitik und teilt die Beiträge
- …
Jede:r verursacht eine Datenspur im Internet. Jeder Click, jeder Seitenaufruf, jedes Verweilen an bestimmten Stellen füttert die Datensammel-Seiten. Fast jede Seite möchte ihre eigenen Cookies schreiben – ein Teil des Geschäftsmodells, denn Dienste wollen sich finanzieren. Die Daten werden analysiert und „gegen“ dich verwendet, dass du schneller Dinge kaufst oder einen bestimmten Weg nimmst. Oder die Daten werden einfach mit anderen zusammen an Dritte verkauft.
Doch geht das Menschen und Firmen etwas an?
Was ist, wenn diese Daten einer Organisation, Gruppe oder künftigen Regierung in die Hände fallen? Was ist, wenn künftig deine verganenen Handlungen unter Strafe stehen? Oder Gruppen aus deinen Käufen und Klicks Vorlieben, Meinungen, Herkunft oder politische Gesinnung ablesen und plötzlich Lynchjustiz wieder ein Ding wird? Wenn die Daten einmal erhoben wurden, wird sich daran fleißig bedient werden.
Hast du immer noch Nichts zu verbergen?
An dieser Stelle sei erwähnt: Verbergen hat Nichts mit illegalen Dingen oder Verstecken zu tun. Es sind einfach Informationen, die keinen Menschen oder Institution Etwas angehen.
Warum ist das Internet so doof?
Überwachung geschieht durch Geheimdienste. Stimmt. Doch viel wichtiger für dich ist die Überwachung durch Konzerne und Firmen, die auf dem Verkauf von Daten ein Geschäftsmodell aufgebaut haben. Du bist die Ware.
Konzerne wie Google, Amazon, Microsoft, Adobe und fast jede andere haben das Recht dazu in ihren AGBs verankert. Verarbeitet wird dank schneller Computer und Algorithmen voll automatisiert.
Überwachung mit technischen Mitteln zum Zweck des Gewinns nennt man übrigens Überwachungskapitalismus (geprägt durch Shoshana Zuboff). So funktioniert das Internet.
Keine Cookies = guter Datenschutz?
Ist die Welt ohne Cookies besser dran? Es ist kompliziert.
Nehmen wir dazu eine aktuelle Entwicklung. Google möchte Cookies von Dritten automatisch im hauseigenen Browser Chrome blocken. Klingt doch ganz nett.
Aber: Chrome ist der meist genutzte Browser weltweit. Google ist die meist genutzte Suchmaschine weltweit. Android ist das meist genutzte Smartphone-Betriebssystem weltweit.
Damit wird eines mehr als deutlich: Google hat immense Macht über den digitalen Raum. Und diese Macht wird jetzt ausgespielt. Denn Daten werden trotzdem weiter erhoben, allerdings nur noch von Google und andere Firmen werden ein Problem mit ihrem Geschäftsmodell haben.
All das verkauft Alphabet, der Konzern hinter Google, als Datensparsamkeit für die User. Ob das dann am Ende so wird, lässt sich nur mutmaßen, aber es liegt nahe, dass da vor allem finanzielle Interessen dahinter stehen. Und es könnte ohne sinnvolle Regulierung ein (weiteres) Monopol entstehen.
Cookies sind nur eine Möglichkeit, Daten zu erheben. Es reicht nicht, nur darauf zu verzichten und anzunehmen, es ist dann alles fein. Ein paar weitere Möglichkeiten, Daten über Internetnutzer:innen zu erheben sind beispielsweise:
- Canvas Fingerprinting
- HSTS Supercookie
- Zählpixel
- Zombie Cookies bzw. Evercookie
- Cookie durch US-Mobilfunkfirma Verizon
- IP Adresse trotz VPN via WebRTC
Erst sollten Opt-Outs schützen, später Double Opt Ins. Doch Opt Outs sind oft versteckt und zurecht verrufen – und was wir uns mit Opt In Pflicht eingeheimst haben, wissen wir alle spätestens seit den Cookie Bannern auf jeder Seite. Es nervt.
(Zwischen)Lösungen?
Opt In, Opt Out, Cookies, Tracking … es sieht nicht gut aus für die Datensicherheit der Surfenden.
Das Internet ist nicht der freie Ort, der er sein könnte (und ursprünglich mal sein sollte). Du kannst dich aber zumindest etwas schützen. Mitdenken beim Klicken, Surfen und Kaufen ist das eine. Durch Werkzeuge kannst du den Trackern und Cookies das Leben schwer machen.
Werde aktiv! Warte nicht auf „die da oben“. Bisher kam da wenig bis gar nichts. Trotzdem hoffen und fordern wir weiter, machen uns für Datenschutz stark und unterstützen die passenden Vereine.
Unsere Seite verzichtet auf Cookies, erheben minimale Nutzungsdaten dank Matomo völlig anonym und können so auf das Cookiebanner verzichten. Und auch Matomo-Tracking kannst du HIER widersprechen. Wenn bei deinem Browser „Do Not Track“ eingestellt ist, wird unser Matomo ohnehin nicht aktiv.
Teste doch einfach mal, wie sicher dein Browser gerade ist:
Verändere dein Verhalten und deine Programme, verwende einen Browser wie Firefox und installiere die empfohlenen Addons.
Und wenn dir Datensicherheit nicht egal ist, informiere dich doch bei den Verbänden und Seiten über die aktuellen Entwicklungen und unterstütze sie bei Bedarf:
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